Grundlagen der Offshore-Vernetzung

Bei der Offshore-Vernetzung handelt es sich um seeseitige Kabelverbindungen zwischen zwei oder mehreren Offshore-Plattformen.Auf diese Weise wird eine Übertragungskapazität zwischen den landseitigen Netzverknüpfungspunkte geschaffen. So entstehen mehrere Wege, um den Strom an Land zu bringen. Das macht das Energiesystem insgesamt robuster und flexibler. Bei der Offshore-Vernetzung kann zwischen einer nationalen und internationalen Offshore-Vernetzung unterschieden werden.

Bei der nationalen Vernetzung werden Offshore-Netzanbindungssysteme innerhalb der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) miteinander verbunden. Hierdurch können landseitige Netzengpässe reduziert werden und höhere Redundanzen bei der Netzanbindung von Offshore-Windparks entstehen. Dies spart Kosten im Engpassmanagement und reduziert die Abregelung Erneuerbarer Energien. Aufgrund der geringeren Distanzen auf See sind die Investitionskosten im Vergleich zu landseitigen Maßnahmen zudem deutlich niedriger.

Bei der internationalen Offshore-Vernetzung werden Offshore-Netzanbindungssysteme aus der deutschen AWZ mit Systemen aus der AWZ von Nordsee-Anrainerstaaten verbunden. Eine Vernetzung über Landesgrenzen hinweg stärkt den internationalen Stromhandel und damit die europäische Integration der Strommärkte. Sie begünstigt insgesamt niedrigere Strompreise und fördert die Integration Erneuerbarer Energien.

Komplexe Offshore-Netze erfordern eine modulare und flexible Planung

Die Vernetzung von Offshore-Plattformen auf See ist ein herausforderndes Ziel. Um die Komplexität zu beherrschen, erhöht Amprion den Vernetzungsgrad schrittweise. Zunächst sollen zwei Offshore-Systeme mit einem DC-Kabel miteinander verbunden werden. Durch die Vernetzung von Systemen desselben Herstellers minimieren wir die technologische Herausforderung. Es ist allerdings nicht möglich, die Systeme zu erweitern oder nachträglich mit Systemen anderer Hersteller zu vernetzen. Trotzdem greifen die positiven Effekte der Vernetzung. Um nationale Offshore-Ausbauziele nicht zu gefährden, planen wir auf dem Weg zu größeren Offshore-Netzen geeignete Rückfallebenen ein. Einfache Punkt-zu-Punkt Systeme stellen die unterste Rückfallebene dar. Die Vernetzung von mehr als zwei Systemen birgt Potenziale wie einen höheren Nutzen in der Redundanz, eine größere Flexibilität im Betrieb und bessere Handelsmöglichkeiten mit anderen Ländern. Hierfür gilt es jedoch zunächst geeignete Technologien zu entwickeln. In großen Offshore-Netzen müssen elektrotechnische Bauteile von verschiedenen Herstellern zusammenarbeiten. Fachleute sprechen von einer Interoperabilität oder Multi-Vendor-Fähigkeit der HGÜ-Systeme. Amprion beteiligt sich an zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten, um dafür noch fehlende Standards zu etablieren.