Fragen und Antworten

Offshore-Systeme

Was genau umfasst ein Offshore-Netzanbindungssystem?

Wie das technische Konzept zu den Offshore-Netzanbindungssystemen aussieht, erfahren Sie hier.

Warum liegen Netzverknüpfungspunkte für Offshore-Anbindungen in der Regelzone von Amprion?

Mit dem Netzentwicklungsplan Strom entwickeln die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber die Zielnetzstruktur für das deutsche Übertragungsnetz der Zukunft. Hierbei werden alternative Netzkonzepte verglichen und die jeweils vorteilhafte Variante wird in das Zielnetz aufgenommen. Im NEP 2030 Version 2017 haben sich in diesem Zuge erstmals Offshore-Netzverknüpfungspunkte im Amprion Netzgebiet ggü. solchen weiter nördlich als netzplanerisch vorteilhaft erwiesen. Da das Übertragungsnetz im Norden aufgrund der zahlreichen Windparks an und vor der Küste bereits sehr stark ausgelastet ist, können durch einen Anschluss weiter im Süden Eingriffe in den Netzbetrieb sowie die damit verbundenen Kosten und lokal erforderlicher Netzausbau vermindert werden.
Gemäß §17d EnWG ist derjenige ÜNB, an dessen Umspannanlage ein Offshore-System angebunden wird, verpflichtet, das gesamte Anbindungssystem von der Umspannanlage bis zum Offshore-Windpark zu realisieren („anbindungsverpflichteter ÜNB“).

In welcher Zuständigkeit liegt die Genehmigung der Offshore-Systeme?

Alle Offshore-Netzanbindungen durchlaufen die gesetzlich vorgeschriebenen Genehmigungsverfahren.

Allgemeine Informationen zum Genehmigungsverfahren und unseren Genehmigungsabschnitten, finden Sie hier und für die jeweiligen Projekte auf den Projektunterseiten zu DolWin4 & BorWin4, BalWin1 & BalWin2 sowie zur Windader West.

Was ist eine Raumverträglichkeitsprüfung?

In der Raumverträglichkeitsprüfung (RVP), ehemals Raumordnungsverfahren (ROV), prüft die zuständige Landesbehörde die Raumverträglichkeit raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen unter überörtlichen Gesichtspunkten. Diese Prüfung schließt auch die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung voraussichtlicher Umweltauswirkungen eines Vorhabens mit ein. Raumbedeutsame Planungen mit überörtlicher Bedeutung sind z. B. die Errichtung von Hochspannungsfreileitungen, der Bau einer Bundesfernstraße oder der Ausbau von Bundeswasserstraßen. Welche Planungen und Maßnahmen in einer RVP beziehungsweise ROV zu prüfen sind, gibt die Raumordnungsverordnung vor. Für Erdkabelplanungen ist die Durchführung einer RVP in Niedersachsen nicht vorgeschrieben. Jedoch kann die zuständige Landesplanungsbehörde auch für andere raumbedeutsame Planungen von überörtlicher Bedeutung die Durchführung einer RVP vorsehen.

Das Verfahren dient neben der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange (Kommunen, Fachbehörden, Verbände etc.) auch einer frühzeitigen Anhörung und Information der Öffentlichkeit. Nach Einleitung der RVP (ROV) durch die zuständige Landesplanungsbehörde besteht die Möglichkeit zur Einsicht der Unterlagen und anschließenden Stellungnahme zur Planung. Es folgt der sogenannte Erörterungstermin, in dem gemeinsam mit dem Planungsträger, der Landesplanungsbehörde, den Trägern öffentlicher Belange und Vereinigungen die zuvor ausgewerteten Stellungnahmen aller Betroffenen diskutiert werden. Weitere Informationen finden Sie  hier.

Was ist ein Planfeststellungsverfahren?

Im Planfeststellungsverfahren werden der exakte Trassenverlauf und alle weiteren technischen Details verbindlich festgelegt. Ziel ist es, den Verlauf so zu gestalten, dass die Auswirkungen für Mensch und Natur so gering wie möglich bleiben. Ähnlich wie bei einer Baugenehmigung darf nach dem Planfeststellungsbeschluss mit dem Bau der Trasse begonnen werden.

Ausführliche Informationen zum Planfeststellungsverfahren finden Sie  hier.

Wo erhalte ich weitere Informationen zu den Projekten?

Wir legen Wert auf Transparenz und informieren ab Beginn des Projektes. Regelmäßig veranstalten wir Informationsveranstaltungen in der Region und treten in Kontakt mit Kommunen, Landkreisen und anderen Trägern öffentlicher Belange sowie Bürgerinnen und Bürgern. Informationen zum aktuellen Status finden Sie jederzeit auf den einzelnen Projektseiten.

Anstehende Termine mit Informationsveranstaltungen finden Sie hier.
Gerne können Sie sich auch für unsere Projekt-Newsletter anmelden.

Welche Entschädigungszahlungen gibt es? Wie werden sie berechnet? Wieso wird nur einmal entschädigt?

Amprion ist als reguliertes Unternehmen in Entschädigungsfragen an den gesetzlichen Rahmen gebunden, der 2019 durch die Bundesregierung erneut bestätigt und konkretisiert wurde. Demnach erhält der Eigentümer einer Fläche eine einmalige Entschädigung für die Eintragung der Dienstbarkeit, welche in ihrer Höhe vom jeweiligen Bodenverkehrswert und der Inanspruchnahme der Fläche abhängig ist. Darüber hinaus kann der Eigentümer einen sogenannten Beschleunigungszuschlag bei Unterschrift erhalten. Der Pächter beziehungsweise Bewirtschafter einer landwirtschaftlichen Fläche erhält eine Entschädigung für eventuell auftretende Bau- und Folgeschäden, Bewirtschaftungserschwernisse sowie Prämienentfall. Auch für den Fall, dass nach der Bauphase Mindererträge auftreten, gibt es Entschädigungsregelungen.

Wie hoch ist die Entschädigung?

Die Entschädigung liegt für den Eigentümer bei bis zu 35 Prozent des jeweils aktuellen Bodenverkehrswertes. Hinzu kommt ggf. ein Beschleunigungszuschlag, der bis zu zwei Euro pro Quadratmeter betragen kann. Pächter der in Anspruch genommenen Flächen erhalten eine Entschädigung, wenn ihnen durch den Bau und die Rekultivierung wirtschaftliche Nachteile entstehen.

Erdkabel – Verlegung und Auswirkungen

Warum werden die Offshore-Systeme (landseitig) als Erdkabel ausgeführt?

Bei Offshore-Netzanbindungssystemen haben sich Erdkabel als Standard bewährt und etabliert. Da es sich um Gleichstromverbindungen handelt, ist eine Verkabelung über lange Strecken möglich.

Wie viele Energiekabel beinhaltet ein Offshore-Netzanbindungssystem?

Pro Offshore-Netzanbindungssystem werden grundsätzlich zwei Höchstspannungskabel (ein Plus- und ein Minuspol) verlegt. Bei den Projekten BalWin1 und BalWin2 sowie der Windader West ist zudem ein Rückleiterkabel installiert. Sollte an einer Stelle eines Höchstspannungskabels (Plus- oder Minuspol) ein Fehler auftreten, springt das Rückleiterkabel ein und sorgt dafür, dass der Strom weiter fließt.
Damit erfüllen wir die Vorgaben für Offshore-Netzanbindungssysteme mit einer Spannung von 525-kV und einer Leistung von 2.000 MW seitens des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie, die im Flächenentwicklungsplan festgelegt sind.

Welche Felder treten bei Gleichstromverbindungen auf? Wo liegen die Grenzwerte für den Gesundheitsschutz?

Bei Verwendung von Gleichspannung und Gleichstrom entstehen sogenannte statische elektrische und magnetische Felder. Ein elektrisches Feld tritt an der Erdoberfläche durch die Isolation des Kabels selbst und des Erdreichs nicht auf. Das magnetische Gleichfeld der Stromleitung liegt in der Größenordnung des statischen Erdmagnetfelds, welches in Deutschland etwa 50 Mikrotesla beträgt. Der Grenzwert für die magnetische Flussdichte bei Gleichstromfeldern liegt bei 500 Mikrotesla und ist in der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) festgeschrieben. Die genaue Höhe der Gleichstromfelder wird im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens berechnet, sobald die genaue Bauausführung feststeht. Weitere Informationen zum Immissionsschutz finden Sie auf der Webseite des Bundesamtes für Strahlenschutz.

Weitere Informationen zum Thema Emissionen bei Erdkabeln finden Sie  hier.

Welchen Einfluss hat das Erdkabel auf den Boden und die Vegetation?

Viele Landwirte stellen uns die Frage, welche Auswirkungen die Wärmeentwicklung der Kabel auf den Ernteertrag haben könnte. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Wärme der Erdkabel keine Ertragseinbußen verursacht.

Gemeinsam mit der Universität Freiburg haben wir mögliche Auswirkungen von Erdkabeln auf den Wärme- und Wasserhaushalt im Boden eingehend untersucht – auch mit Blick auf spätere landwirtschaftliche Erträge. Um ein Kabelsystem realitätsnah und mit einfachen Mitteln zu simulieren, wurden in einem ersten Feldversuch im Jahr 2005 Rohre in einem Sandbett verlegt und kontinuierlich mit Heißwasser befüllt. 2011 wurde dann in einer Umspannanlage bei Düsseldorf eine Versuchskabelstrecke untersucht. Dabei haben wir verschiedene Bettungsmaterialien geprüft – darunter auch Flüssigboden, wie er dann auf Basis der Ergebnisse in Raesfeld zum Einsatz kam. Oberhalb und neben der Kabelanlage haben wir über vier Jahre wechselnde landwirtschaftliche Kulturen angelegt: Kartoffeln, Mais, Winterweizen, Sommergerste und Winterraps.

Das Ergebnis: Die Kabel liegen so tief, dass die Temperatur darüber schnell abnimmt und in den oberen Bodenschichten ähnliche Werte wie im Referenzfeld neben der Anlage erreicht. Die jahreszeitlichen und wetterbedingten Temperaturschwankungen beeinflussen die Bodenschichten hier deutlich. Der Einfluss des Erdkabels ist kaum nachweisbar.

Bei unserer Erdkabeltrasse ALEGrO, die seit Ende 2020 in Betrieb ist, konnten wir unter realen Bedingungen die Auswirkungen von Erdkabeln in Böden dokumentieren. Nach einem einjährigen Monitoring des Bodenwärme- und Feuchtehaushaltes im Bereich der Trasse und der benachbarten Kontrollfläche an insgesamt vier Standorten entlang der ALEGrO-Erdkabelverbindung zeigen die Ergebnisse, dass keine negativen betriebsbedingten Einflüsse auf die Bodenfunktionen und die landwirtschaftlichen Erträge zu erwarten sind.

Weitere Information finden Sie  hier.

Was ist ein Horizontalbohrverfahren?

Das Horizontalbohrverfahren (auch HDD - Horizontal Directional Drilling) ist eine Richtbohrtechnik für Horizontalbohrungen. Bei einer Richtbohrtechnik handelt es sich um ein Verfahren, welches die Beeinflussung der Bohrrichtung ermöglicht. Damit kann die Querung von besonderen Schutzbereichen wie Deichen, Dünen und Seegraswiesen in geschlossener Bauweise erfolgen, das heißt ohne Aufgrabungen des Bodens für die Kabelverlegung vornehmen zu müssen.

Bereits bei den bisher realisierten Offshore-Netzanbindungssystemen über Norderney erfolgte die Inselquerung mittels Horizontalbohrung im HDD-Verfahren. Dieses Verfahren entspricht dem Stand der Technik und weist wesentliche Vorteile in Bezug auf eine Minimierung des erforderlichen Eingriffs auf. Dieses Verfahren entspricht dem Stand der Technik und weist wesentliche Vorteile in Bezug auf eine Minimierung des erforderlichen Eingriffs auf. Auf der Insel Norderney wurden so in den letzten Jahren eine Vielzahl an Netzanbindungssystemen umgesetzt oder befinden sich derzeit in der Umsetzung. Zuletzt waren das DolWin4 und BorWin4. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.

Wie ist der Ablauf einer Horizontalbohrung?

Im Wesentlichen funktioniert eine Horizontalbohrung so: Mit speziellem Gerät wird ein unterirdischer Kanal gebohrt, in den ein leeres Kabelschutzrohr eingeführt wird. In dieses Kabelschutzrohr kann dann später ein Stromkabel eingezogen werden. Das Verfahren besteht aus drei Schritten. Im ersten Schritt wird eine Pilotbohrung mit einem relativ dünnen Gestänge vorgenommen. Im zweiten Schritt wird am Austrittspunkt ein Räumer an das Bohrgestänge montiert und in Richtung des Bohreintrittspunktes gezogen. So wird der Bohrkanal auf die erforderliche Breite gebracht. Im dritten Arbeitsschritt wird dann das Kabelschutzrohr in den Bohrkanal eingezogen. Auch fließende Gewässer, Straßen oder Schienen können mit diesem Verfahren unterquert werden. Die Bohrungen können über tausend Meter lang sein und dank innovativer Technik sehr genau gesteuert werden. Das Horizontalbohrverfahren wird bei allen Offshore-Netzanbindungen eingesetzt, neben der Inselquerung beispielsweise auch bei der Querung des Deiches zur Anlandung der Netzanbindungen an das Festland. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.

Was ist der Vorteil des Horizontalbohrverfahrens?

Das HDD-Verfahren weist wesentliche Vorteile in Bezug auf eine Minimierung des erforderlichen Eingriffs auf. Es handelt es sich um eine grabenlose und zugleich äußert umweltfreundliche und schonende Verlegetechnik, da die Erdarbeiten auf ein Minimum beschränkt werden können. Zudem wird die Deichsicherheit durch dieses Verfahren nicht beeinträchtigt.

Weiterführende Informationen und Filmmaterial zum Thema Horizontalbohrverfahren finden Sie hier.

Wie lange dauern die Bauarbeiten bei Horizontalbohrungen?

Die geplanten Trassenkorridore für zukünftige Offshore-Netzanbindungssysteme verlaufen im Bereich des niedersächsischen Küstenmeers zum Teil durch den Nationalpark Wattenmeer. Dort halten wir uns zum Schutz von Flora und Fauna an vorgegebene, jährlich wiederkehrende Bauzeitenfenster, die sich neben den naturschutz- auch aus den deichrechtlichen Restriktionen ergeben. Die Bauarbeiten zur Insel- und Deichquerung beschränken sich deshalb im Wesentlichen auf wenige Monate im Sommer, dies allerdings wiederkehrend. Auf diese Weise sollen die Tier- und Pflanzenwelt möglichst wenig belastet werden.

Woraus besteht die Bohrspülung?

Die Bohrspülung besteht im Wesentlichen aus Süßwasser und Bentonit, einem natürlichen Tonmineral. Bei in geringen Mengen benötigten Zusätzen zur Regulierung der Fließeigenschaften handelt es sich um Stoffe, die auch in der Lebensmittelproduktion verwendet werden. Sowohl Bentonit als auch die Zusätze werden auch bei Bohrungen zur Erschließung von Trinkwasserbrunnen eingesetzt.

Bündelung

Werden bei der Planung neuer Erdkabeltrassen auch Bündelungsoptionen mit anderen Infrastrukturprojekten berücksichtigt?

Grundsätzlich gilt in der Planung von Infrastrukturprojekten das Bündelungsgebot. Amprion prüft entsprechend mögliche Bündelungsoptionen mit anderen linienartigen Infrastrukturen. Dieser Grundsatz findet auch bei der Planung von Offshore-Netzanbindungssystemen bei Amprion Berücksichtigung.

Wie verhalten sich die elektrischen und magnetischen Felder im Falle einer Bündelung?

Alle Anlagen der Energieübertragung erzeugen elektrische und magnetische Felder. Bei unterirdisch verlegten Kabeln wird jedoch das elektrische Feld durch den Kabelschirm und das umgebende Erdreich komplett abgeschirmt. Über dem Erdboden sind durch den Betrieb der Kabel also nur magnetische Felder nachweisbar. Für diese Felder sind in der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes Grenzwerte festgelegt. Bei der Bündelung mehrerer Projekte schreibt der Gesetzgeber eine gesamtheitliche Bewertung der Immissionen vor. Das heißt: Wir müssen jeweils im Genehmigungsverfahren nachweisen, dass wir auch bei einer geplanten Bündelung von Projekten die zulässigen Grenzwerte jederzeit einhalten.

Werden die Kabel (bei Parallelführung) durch gegenseitige Beeinflussung wärmer?

Die Kabel der Systeme sind so angeordnet, dass sie sich gegenseitig nur rechnerisch beeinflussen. In der Realität wird die gegenseitige Erwärmung marginal sein.