Deichquerung per Horizontalbohrung

Amprion versteht sich als nachhaltiges Unternehmen. Der Schutz von Mensch und Natur hat für uns einen hohen Stellenwert. Daher ist uns bei allen Projekten wichtig: Der Bau und der spätere Betrieb der Leitungen sollen Mensch und Umwelt möglichst wenig belasten. Um Norderney und den Festlanddeich an der Nordseeküste zu unterqueren, nutzen wir deshalb das sogenannte Horizontalspülbohrverfahren, kurz „HDD“-Verfahren („Horizontal Directional Drilling“). Damit können Rohrleitungen unterirdisch verlegt werden, ohne einen Graben auszuheben. Experten sprechen von einer „geschlossenen“ Bauweise.

Erstmalig führen wir die Bohrungen für zwei Projekte – DolWin4 und BorWin4 – gemeinsam durchgeführt. Dazu nutzen wir zum Schutz des Deiches und der Natur ein Bauzeitfenster zwischen dem 15. Juli und dem 30. September. So können wir den Bau unserer Offshore-Netzanbindungssysteme beschleunigen und gleichzeitig die Belastung für Mensch und Natur senken.

Filmmaterial

Einen Einblick in die Arbeiten auf Norderney zeigen Ihnen unsere Videos.

Broschüre

Weitere Informationen zu den Bohrungen und den Offshore-Projekten finden Sie in unseren Broschüren.

Horizontalbohrung: In drei Schritten zum Ziel

Das Horizontalspülbohrverfahren hat sich mittlerweile für die Querung der Inseln und Deiche im Zuge der Anbindung von Offshore-Windparks etabliert. Es lässt sich in drei Arbeitsschritte unterteilen:

1. Phase: Pilotbohrung

Die Pilotbohrung erfolgt mit einem relativ dünnen Bohrgestänge. Ausgehend vom Eintrittspunkt arbeitet sich die Horizontalbohranlage entlang der festgelegten Bohrlinie zum Austrittspunkt vor. Der Boden wird mechanisch-hydraulisch ausgespült.

Bohren mit Spülung

Die Bohrspülung tritt durch Düsen am Bohrkopf aus und verflüssigt den abgetragenen Erdboden. Der Mix wird durch den Bohrkanal zum Eintrittspunkt abtransportiert. Dort wird die Spülung von der Erde getrennt und in einem geschlossenen Kreislauf aufbereitet, um sie wiederverwenden zu können. Bei den gesamten Bauarbeiten gilt das sogenannte Null-Einleitungsprinzip: Wir achten darauf, dass keine „fremden“ Stoffe in den Nationalpark Wattenmeer gelangen. Zusätzlich stabilisiert die Bohrspülung den Bohrkanal und kühlt den Bohrkopf während des Bohrvorgangs. Bei der Bohrspülung handelt es sich um ein umweltverträgliches Gemisch aus Wasser, dem natürlichen Tonmineral Bentonit und gegebenenfalls sogenannten Zuschlagstoffen, die die Spülungseigenschaften bodenabhängig regulieren.

2. PHASE: AUFWEITBOHRUNG

Die Aufweitbohrung findet statt, nachdem die Pilotbohrung den Austrittspunkt erreicht hat. Sie erfolgt mit einem sogenannten Räumer, der am Bohrgestänge montiert wird. Er weitet den Bohrkanal, sodass er seinen Zieldurchmesser erreicht. Die nun auch am Austrittspunkt anfallende Bohrspülung wird im Wattbereich in sogenannten Baugrubenumschließungen aufgefangen, über eine temporär ausgelegte Leitung zum Eintrittspunkt gepumpt und wie bei der Pilotbohrung von Erde getrennt, aufbereitet und wiederverwendet.

3. PHASE: EINZIEHVORGANG

Der Einziehvorgang umfasst alle Arbeiten, mit denen die Kabelrohre eingebracht werden. Die Rohrstränge werden zunächst am Schweißplatz am Westdeich von Norderney vorgeschweißt. Zum Abschluss der Aufweitbohrung werden sie über den Seeweg zu den Austrittspunkten geschleppt und mittels Bohrgerät und Bohrgestänge eingezogen. Nach Abschluss des Rohreinzugs wird der Raum zwischen Kabelschutzrohr und Bohrlochwand gemäß dem Null-Einleitungsprinzip mit einer umweltverträglichen, selbstaushärtenden Suspension gefüllt. In die Rohre ziehen wir später die Stromkabel ein.