Neue Anbindungsleitungen für Nordsee-Windparks

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden und setzt deshalb auf den Ausbau erneuerbarer Energien – insbesondere auf See. Mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz hat die Bundesregierung die weiteren Rahmenbedingungen für den Ausbau der Offshore-Windparks festgeschrieben: Die Leistung soll auf 30 Gigawatt im Jahr 2030 und auf 40 Gigawatt im Jahr 2035 steigen. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Windparks auf See somit im Jahr 2030 so viel elektrische Leistung bereitstellen wie etwa 40 große Kohlekraftwerke. Dazu zählen auch mehrere Windparks in der Nordsee, die 2029 und 2030 in Betrieb gehen sollen.

Gesetzlicher Auftrag

Im Rahmen des  Netzentwicklungsplans Strom entwickeln die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) die Zielnetzstruktur für das deutsche Übertragungsnetz der Zukunft. Hierbei werden alternative Netzkonzepte verglichen und die jeweils vorteilhafte Variante wird in das Zielnetz aufgenommen. Da das Übertragungsnetz im Norden aufgrund der zahlreichen Windparks an und vor der Küste bereits sehr stark ausgelastet ist, können durch einen Anschluss weiter im Süden Eingriffe in den Netzbetrieb sowie die damit verbundenen Kosten und lokal erforderlicher Netzausbau vermindert werden. Gemäß Paragraph 17d Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) ist derjenige ÜNB, an dessen Umspannanlage ein Offshore-System angebunden wird, verpflichtet, das gesamte Anbindungssystem von der Umspannanlage bis zum Offshore-Windpark zu realisieren („anbindungsverpflichteter ÜNB“).

Netzanschlüsse im südlichen Niedersachsen und nördlichen Nordrhein-Westfalen

BalWin1 und BalWin2 heißen zwei der Anbindungssysteme, die Nordsee-Windstrom in unser Übertragungsnetz einspeisen werden. Für die beiden Systeme werden wir Kabel auf hoher See, im Watt bei Norderney sowie auf dem Festland zwischen Hilgenriedersiel an der Küste und dem jeweiligen Netzverknüpfungspunkt größtenteils parallel verlegen. Der Netzverknüpfungspunkt von BalWin1 ist Wehrendorf im südlichen Osnabrücker Land. Der Netzverknüpfungspunkt von BalWin2 ist Westerkappeln im nördlichen Nordrhein-Westfalen.

Inbetriebnahme 2029 und 2030

Die beiden geplanten Offshore-Netzanbindungssysteme werden auf der Landseite und größtenteils auch auf der Seeseite parallel zueinander installiert. Bei BalWin1 handelt es sich um eine rund 360 Kilometer lange Verbindung. Etwa 155 Kilometer davon verlaufen auf See. BalWin2 kommt auf eine gesamte Trassenlänge von rund 380 Kilometern, wobei etwa 165 Kilometer davon auf See verlaufen. Landseitig sind sowohl BalWin1 als auch BalWin2 als Erdkabel in Gleichstromtechnik geplant. Sie können jeweils eine Leistung von 2.000 Megawatt übertragen, wodurch in Summe etwa der Bedarf von vier Millionen Menschen aus Offshore-Windenergie gedeckt werden kann. Die Anbindungssysteme werden 2029 (BalWin1) und 2030 (BalWin2) in Betrieb gehen.