Was DolWin4 und BorWin4 leisten

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden und setzt deshalb auf den Ausbau erneuerbarer Energien – insbesondere auf See. Mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz hat die Bundesregierung die weiteren Rahmenbedingungen für den Ausbau der Offshore-Windparks festgeschrieben: Die Leistung soll auf 30 Gigawatt im Jahr 2030 und auf 40 Gigawatt im Jahr 2035 steigen. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Windparks auf See somit im Jahr 2030 so viel elektrische Leistung bereitstellen wie etwa 40 große Kohlekraftwerke. Dafür braucht es nicht nur neue Offshore-Windparks, sondern auch neue Leitungen, die sie mit dem Übertragungsnetz verbinden. Das ist Aufgabe der geplanten Anbindungssysteme DolWin4 und BorWin4.

Netzanschluss im südlichen Emsland

Das Übertragungsnetz in der niedersächsischen Küstenregion ist durch zahlreiche Windparks bereits stark ausgelastet. Daher hat die Bundesnetzagentur entschieden, die Anschlusspunkte für zwei neue Windstrom-Verbindungen weit ins Binnenland zu verlegen: nach Lingen im südlichen Emsland. Dort befindet sich die Amprion-Umspannanlage Hanekenfähr. Diese schließt bislang das Kernkraftwerk Emsland an das Übertragungsnetz an. Nachdem es 2022 abgeschaltet worden sein wird, werden an diesem starken Netzknotenpunkt Übertragungskapazitäten in Höhe von 1,4 Gigawatt frei, die künftig für den Transport von Windstrom in die Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands genutzt werden sollen. Amprion baut im gesetzlichen Auftrag die Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 von der Nordsee bis nach Lingen. Von den Windparks bis zur Küste verlaufen die Verbindungen als Seekabel und unterqueren dabei die Insel Norderney. An Land werden die Systeme als Erdkabel realisiert.

Inbetriebnahme 2028/2029

Die beiden geplanten Offshore-Anbindungssysteme werden auf der Landseite und größtenteils auch auf der Seeseite parallel zueinander installiert. Bei DolWin4 handelt es sich um eine rund 215 Kilometer lange Verbindung. Etwa 60 Kilometer davon verlaufen auf See. BorWin4 kommt insgesamt auf eine Trassenlänge von rund 280 Kilometern, etwa 125 Kilometer davon auf See. Landseitig sind sowohl DolWin4 als auch BorWin4 als Erdkabel in Gleichstromtechnik geplant. Sie können jeweils eine Leistung von 900 Megawatt übertragen. Das entspricht in Summe etwa dem Bedarf einer Großstadt wie Hamburg mit 1,8 Millionen Einwohnern. Die Anbindungssysteme werden 2028 in Betrieb gehen.